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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Vespa (Begriffsklärung) aufgeführt. |
Die Vespa (lat./ital. für Wespe) ist ein Motorroller des italienischen Unternehmens Piaggio. Sie zählt zu den weltweit bekanntesten und beliebtesten Rollertypen.
Die erste Vespa, die Vespa 98, kam 1946 auf den Markt und trug den Spitznamen „Paperino“ (Entchen); sie hatte 98 cm³ Hubraum und war maximal 60 km/h schnell. Ihr Erfinder war Corradino D’Ascanio – ein Ingenieur, dessen Traum es war, Hubschrauber zu bauen. Er entwickelte das Konzept der Vespa kurz nach Kriegsende im Auftrag von Enrico Piaggio, indem er von einem sitzenden Menschen ausging, um den herum er die Technik des neuen Zweirades anordnete.[1] Als ehemaliger Konstrukteur von Kriegsflugzeugen wollte er über die Produktion von Töpfen und Pfannen mit den vorhandenen Werkzeugen hinaus.
Die Ur-Vespa „98“ sollte einfach, sparsam und leicht fahrbar sein – und mit den vorhandenen Produktionsanlagen zu bauen sein. Weil Corradino nie zuvor Motorräder konstruiert hatte, ging er völlig unvoreingenommen an diese Aufgabe heran. Der Antrieb und die Kraftübertragung sollten so einfach wie möglich sein und so entschied er sich für eine Triebsatzschwinge ohne Sekundärkette, zumal der Kettenantrieb in der damaligen Notzeit aus Materialmangel fast unmöglich war. Auch sollte die Vespa keine Motorenteile haben, an denen man sich schmutzig machen konnte. Daher war der Motor komplett verdeckt untergebracht. Der Reifenwechsel sollte so einfach wie bei einem Auto sein.
Ende 2016 wurde auf der EICMA in Mailand die Vespa Elettrica-Studie vorgestellt, die erste Vespa mit Elektromotor. Die E-Vespa basiert auf der aktuellen Vespa Primavera. In der zweiten Jahreshälfte 2017 soll sie auf den Markt kommen.[2]
Für die Entstehung des Konzeptes von Belang ist, dass auf dem damaligen Piaggio-Werksflugplatz Pontedera bei Pisa mit einem kleinen Projekt die Ausnutzung bestimmter Ressourcen (Fabrik, Material, Designerfahrung) optimal gewährleistet werden sollte. Die Konsumenten, die zumeist noch unter den Entbehrungen des Krieges zu leiden hatten, benötigten ein kostengünstiges, aber ansprechendes Transportmittel, dem auch das Befahren schadhafter Straßen nichts anhaben konnte. Aus diesen Beschränkungen heraus entstand – wie so oft in der Technikgeschichte – ein genial einfaches Konzept, die Vespa. Ihr Name wurde am 23. April 1946 zum Patent angemeldet. Sie erreichte mit nur 3,2 PS eine Geschwindigkeit von 60 km/h.
Die nächste Type „Vespa 125“ (1953) hatte 5 PS Leistung und war 75 km/h schnell. Neben anderen Verbesserungen war nun der Scheinwerfer oberhalb des Lenkers montiert. Weitere Neuerungen folgten 1955 mit einem 150-cm³-Motor, Vierganggetriebe, langem Doppelsattel und 100 km/h Spitzengeschwindigkeit.
1965 waren weltweit bereits über drei Millionen Vespas verkauft, danach verebbte ihr Siegeszug in Europa langsam, weil inzwischen für die breiten Massen auch das Automobil erschwinglich wurde. Die Vespa wurde aber in Indien und Teilen Asiens sowie einigen Ländern Afrikas zu einem der wichtigsten Transportmittel und ist es teilweise bis heute. Außer in Deutschland wurden diverse Vespamodelle in allen Teilen der Welt in Lizenz gebaut z. B. in Indien von Bajaj und LML, in Frankreich von ACMA, in England von Douglas, in Pakistan, im Iran und in Malaysia. In der UdSSR wurde die GS3 kopiert und unter dem Namen Vyatka ohne Lizenz in leicht modifizierter Form in großer Stückzahl gebaut.
Für ältere und seltene Modelle, wie beispielsweise die Vespa U, Hoffmann Vespa, Vespa SS50 und SS90 oder die französische Militärvespa TAP 56 oder 59[3], aus der Lizenzproduktion des Unternehmens ACMA, werden Liebhaberpreise bezahlt.
Bei den handgeschalteten Vespas wird bemängelt, dass die technische Ausstattung nicht dem heutigen Stand der Technik entspricht (Ergonomie, Umweltverträglichkeit usw.), dagegen haben sie mehrere darauf beruhende Vorteile: das von Mode unabhängige Design oder die Möglichkeit zur Selbst-Reparatur.
Die Ersatzteilversorgung bei Fahrzeugen aus dem Hause Piaggio ist gut, außerdem bietet der Markt ein großes Angebot an Zusatzartikeln.
In den 1950er Jahren wurde die Vespa auch nördlich der Alpen bekannt und zu einem Lieblingsfahrzeug insbesondere der jungen Generation. In die Schweiz wurden die ersten Vespas bereits 1947 exportiert, nach Deutschland kamen sie etwa 1950. Jakob Oswald Hoffmann schloss 1949 mit Piaggio einen Lizenzvertrag ab und baute im rheinischen Lintorf ab dem Frühjahr 1950 Vespas für den deutschen Markt. Zwischen 1950 und 1953 baute er das Modell HA und lediglich im Jahr 1953 das Modell HB.
Unter großem finanziellen Aufwand und aufgrund der großen Konkurrenz insbesondere durch die leistungsstärkeren "Lambretta"-Roller des Herstellers Innocenti entwickelte Hoffmann ohne Genehmigung der Piaggio-Werke die Vespa (insbesondere deren Motor) weiter und brachte schließlich 1954 die „Königin“ auf den Markt. Piaggio kündigte daraufhin Hoffmann den Lizenzvertrag fristlos.
Außerdem steckte Hoffmann großen Aufwand in die Entwicklung eines Rollermobils (Hoffmann Kabine) ähnlich der BMW Isetta. Aufgrund der sehr großen Ähnlichkeit und der damit verletzten Patentrechte verklagte der BMW-Konzern die Hoffmann-Werke. BMW gewann den Prozess. Deshalb, und aufgrund der Investitionen in die aufgegebene Vespa-Produktion mussten Ende 1954 die Hoffmann-Werke Konkurs anmelden. Die Vespa-Produktion wurde in den Messerschmittwerken in Augsburg fortgesetzt.
Eine Kuriosität am Rande: Für einen gewissen Zeitraum gab es in der Phase der Insolvenz der Hofmann-Werke und zeitgleich bei Produktionsbeginn der Messerschmidtwerke zwei Hersteller und Lieferanten von Vespas in Deutschland, da sich in der Insolvenzmasse von Hofmann auch etliche vorproduzierte Teilesätze befanden, aus denen auf Anweisung der Insolvenzverwaltung noch Komplettroller montiert und verkauft wurden.
Von den früheren Typen ist nur eine Auswahl angeführt:
Modell | Hubraum cm³ | Bauzeit |
---|---|---|
Vespa 50 | 49 | 1963 bis dato |
Vespa 98 | 98 | 1946 bis 1947 |
Vespa 125 | 125 | 1948 bis 1969 |
Vespa 125 GT | 125 | 1966 bis 1973 |
Vespa 125 Primavera | 125 | 1967 bis 1982 |
Vespa 946 | 124 | 2013 bis 2016 |
Vespa Primavera | 49 bis 155 | 2013 bis dato |
Vespa PK | 49 bis 121 | 1982 bis 1996 |
Vespa Cosa | 123 bis 198 | 1987 bis 1998 |
Vespa PX 125 | 122 | 1985 bis 1990 |
Vespa ET | 49 bis 151 | 1996 bis 2005 |
Vespa GTS | 124 bis 278 | 2003 bis dato |
Vespa LX | 49 bis 155 | 2005 bis dato |
Vespa 150 | 145 | 1954 bis 1979 |
Vespa 160 GS | 145 | 1962 bis 1965 |
Vespa 150 Sprint | 145 | 1965 bis 1979 |
Vespa 180 Rally | 180 | 1968 bis 1973 |
Vespa 200 Rally | 198 | 1972 bis 1979 |
Vespa P 200 E | 198 | 1977 bis 1982 |
Vespa PX | 79 bis 198 | 1977 bis 2016 |
Vespa 400 | 394 | 1957 bis 1961 |
Die motorisierte „Wespe“ (Vespa) hat auch eine Verwandte, die „Biene“ (Ape), die besonders in der Region rund ums Mittelmeer als beliebter Dreiradtransporter bis heute sehr gute Dienste leistet.
Die Motorroller, die noch heute produziert werden, haben Kultstatus erreicht. Einige Vespa-Fahrer bezeichnen sich als „Vespisti“, die teilweise in Vereinen, Fahrgemeinschaften und Stammtischen organisiert sind, wobei auch regelmäßige Treffen (Vespa World Days, Nationale Vespa Days, etc.) oder Sternfahrten stattfinden.
Die ersten Vespa-Clubs wurden bereits Ende der vierziger Jahre gegründet. Die lokalen Ortsclubs wurden jeweils durch Dachverbände in einzelnen Ländern zusammengebracht (z. B. Vespa Club Austria, Vespa Club von Deutschland, Vespa Club Schweiz, etc.). In Europa entstand so der Vespa Club d’Europe, der danach in die FIV (Federation Internationale des Vespa Clubs) überging. Die FIV wiederum hat sich Ende 2005 aufgelöst und wurde 2006 durch den „Vespa World Club“ ersetzt.
In der Vespa-„Szene“ gliedert sich hauptsächlich in Vespa-„Schraubern“, Oldtimerliebhaber, Tourenfahrer und „Alltagsnutzer“. In Deutschland wurde ein Teil der Vespisti „Prodomo-Fahrer“ genannt – jenes war ursprünglich eine Schmähung für jene Vespa-Fahrer, die nicht bereit waren, sich mit Leib und Seele ihrem Vehikel zu verschreiben, die also im übertragenen Sinne bereit waren, sich statt echtem Espresso auch mit einem Brühkaffee wie Dallmayr Prodomo zufrieden zu geben.[4] Mittlerweile gibt es auch bekennende „Prodomisten“ und „Prodominas“.
In Deutschland gibt es neben der Clubzeitung des VCvD (die "Vespina"), seit dem 1. Juli 2014 Die WESPE am Markt. Die Wespe ist ein vierteljährlich erscheinendes Print-Magazin, welches sich ausschließlich mit dem Thema Vespa befasst. Themen sind unter anderem Restaurationen, Ausfahrten, Hintergrundberichte, Produktvorstellungen und vieles mehr. Seit Ende 2014 wird die WESPE auch im österreichischen Zeitschriftenhandel vertrieben.[5]
Seit den 1960er Jahren modifizieren Künstler ihre Motorroller zu Custom Rollern. Unter dem Titel „Mobilien & Immobilien“ realisierte der deutsche Künstler Eberhard Bosslet vier Fotoserien auf den kanarischen Inseln, Spanien. Zum Einsatz kam eine alte spanische Motovespa Sprint "04C" aus dem Jahre 1966, die er vielfach im wechselnden Dialog mit den Hintergründen bemalte.
Wideframe: Vespa 98 | Vespa 125 | Vespa 150 GS
Smallframe: Vespa 50 | Vespa 90 | Vespa 125 Primavera | Vespa 125 ET3 | Vespa PK
Largeframe: Vespa 125 (1957) | Vespa 150 | 150 Sprint | 160 GS | 180 Rally | 200 Rally | 125 GT | PX | T5 | Cosa
Automatik: Vespa ET | Vespa GTS | Vespa LX | Vespa 946 | Vespa Primavera
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